In 7 Stunden um die frankophone Welt
Diese Journée Française am 18. Januar 2020 war nach English Morning, Tarde Española und Schwedisch-Tag zu Santa Lucia nun der vierte und damit für dieses Semester letzte FHWS-Sprachentag. Die FHWS-Sprachentage werden von Master-Studierenden des Studiengangs Fach- und Medienübersetzen selbst gestaltet. Die Sprachentage sind der Praxisteil des Moduls Fremdsprachendidaktik bei Prof. Dr. Maike Hansen. Sie werden vor allem im Programm der vhs beworben und richten sich somit an eine nicht-studentische Zielgruppe.
So ein FHWS-Sprachentag ist immer etwas Besonderes. Die Journée Française 2020 zeichnete aus, dass sie in französischsprachige Länder auch außerhalb Frankreichs führte und die Frankophonie sich so als Roter Faden durch den Tag zog. Die sieben studentischen Dozentinnen stellten die Länder vor, in denen sie selbst für Auslandssemester oder Auslandspraktika gelebt hatten.
Charlotte Kießhauer eröffnete die Reise mit allgemeinen Hinweisen zur Frankophonie. Beim Reisen muss man oft auf Dinge zeigen und dafür braucht man Demonstrativpronomomina. Zu Übungszwecken verteilte sie Gegenstände im Kursraum, auf die die Teilnehmenden verbal verwiesen, um sie dann – nonverbal – zu holen oder weiterzutragen. Lernen mit Bewegung, ein bisschen wie bei der Methode Total Physical Response!
Mit Lena Krauß und Lisa Menne ging es dann nach Québec. Eine Hörverständnisübung vermittelte viel Wissen und Fachvokabular zu dieser kanadischen Provinz, in der Anglizismen kurioserweise seltener als in Frankreich benutzt werden. Kanada ist ein multikulturelles und weltoffenes Land – apropos, warum sagt man „en Amérique“, aber „au Mexique“? Die entsprechenden Regeln wurden auf einer „Entdeckungsreise“ von den Teilnehmenden selbst herausgefunden und dann geübt. Dieses induktive Vorgehen des „entdeckenden Lernens“ ist zeitgemäß und entspricht den Erkenntnissen der Fremdsprachenerwerbstheorie.
Viel zu zeigen und zu entdecken gab es auch mit Eva Leibßle und Jana Gawalleck, die Bilder als Sprechanlässe einsetzten und die Teilnehmenden mit La Réunion und Madagaskar vertraut machten. Man spürte, wie eng die beiden Studentinnen sich mit dem Leben der Menschen auf diesen großen afrikanischen frankophonen Inseln verbunden fühlen. Jana hatte Alltagsgegenstände wie afrikanische Münzen und Geldscheine mitgebracht, aber auch landestypische Artefakte aus Holz wurden herumgereicht. Der sprachliche Fokus lag auf dem Üben der Vergangenheitsform „Passé composé“. Das war auf dem Niveau A2/A2+ für die Teilnehmer/innen nicht besonders schwer, und so glänzten sie bei einem humorvoll ausgestalteten Rollenspiel!
Mit Frauke Hellerich ging es nach einer kurzen Mittagspause dann zurück nach Europa, und zwar nach Belgien. Thematisch wurden kulinarische Spezialitäten und ein Backrezept aufgetischt. In neu zusammengesetzten Dreiergruppen lösten die Teilnehmenden verschiedene Aufgaben, vor allem rund um das Thema „gaufres“ (Waffeln). Auch an das leibliche Wohl hatte Frauke gedacht: Am Ende ihrer Stunde verteilte sie leckere Waffeln für alle.
Frisch gestärkt ging es in den Endspurt: Sophie Melzer reiste mit uns in die Bretagne. Welche Fortbewegungsmittel gibt es und welche Präpositionen braucht man? Auch hier war die Regel bald gefunden und die phantasievollen Teilnehmenden gaben sich mit „à vélo“ und „en métro“ etc. noch nicht zufrieden. Sie schmökerten in ihren Wörterbüchern und bildeten Sätze mit z. B. „en montgolfière“ (im Ballon).
Die Atmosphäre im Kursraum war die ganze Zeit über sehr kommunikativ und fröhlich. Die Teilnehmenden machten wunderbar mit, stellten interessante Fragen und bereicherten das Kursgeschehen mit ihren Anmerkungen und ihrer Lebhaftigkeit.
In einer Abschlussrunde lobten sie die Themenauswahl und methodische Gestaltung und auch das Korrekturverhalten der studentischen Dozentinnen. Eine Teilnehmerin, die noch nicht so lange Französisch lernt wie ihre Mitlernenden, sagte: „Ich habe alles verstanden, obwohl ich nicht viel Französisch kann.“ Ein anderer Teilnehmer sagte schlicht: „Mesdames, pour moi, c’était bien“ (Meine Damen, für mich war es gut). Einer der Teilnehmer ist ein erfahrener Lehrer. Dieser bekräftigte abschließend das allseitige Lob fachkundig. Er fügte schmunzelnd hinzu, dass er eigentlich vorgehabt hatte, nur die ersten paar Stunden mitzumachen, dann aber sei der Unterricht so gut gewesen, dass er unbedingt bleiben wollte. Sein Fazit: „Es war so spannend - ich habe völlig das Zeitgefühl verloren.“
mh