FHWS Gebäude Sanderheinrichsleitenweg 20 in Würzburg

Was ist Freiheit, Recht, Gerechtigkeit? - Prüfungsnummer 9958278

Gemeinhin geht man immerzu davon aus, je nach dem, von welcher Warte man
herabschaut, dass die eigene Sicht die einzig richtige sei.

In dieser Vorlesung soll es um die philosophische und damit auch abstrakte Frage nach den Schlüsselbegriffen von „Wahrheit“, „Gerechtigkeit“ und
„Freiheit“ gehen. Begriffe, in denen man täglich wandelt, atmet und sich bewegt.
Sicherlich, eben diese Gewohnheit ist nötig, für den täglichen Umgang und praktischen Gebrauch!
Dennoch geht man mit diesen Begriffen um, als wäre eine genaue Definition immerzu präsent. Man glaubt präzise sagen zu können, was sie denn sein mag: „Gerechtigkeit“. Was sie bedeutet: „Freiheit“ Wer spricht warum und wie Recht? Und welche Wahrheit folgt hernach daraus? Fragen, die sich täglich stellen, eben durch Handlungen, können nicht ständig abstrahiert werden.
Stellt man sich diesem Fragen nun allerdings, wird man feststellen, dass sich eine genaue Begriffsdefinition nicht so einfach geben lässt. Nicht nur unterscheidet sich dieser Begriff durchaus von Land zu Land, innerhalb von Intentionen der Sprache, sondern schon in der eigenen Suche nach festen Regeln oder Normierungen gerät man in Schwierigkeiten.
Gerade aber diese Begriffe sind es doch, eng verknüpft mit Ethik, Moral, mit der Suche Kants und in neuerer Rezeption, bezogen auf Kant, durch John Rawls und Hannah Arendt, die „urteilen“ lassen.

Was tun wir, nach Hannah Arendt, wenn wir „denken“, „wollen“ und „urteilen“?

Wie urteilen wir und warum beurteilen wir Freiheit wie wir annehmen, sie beurteilen zu sollen. Und wie wir annehmen, dass wir damit in einer Gemeinschaft stehen, die gleich oder wenigstens ähnlich urteilt.  Aus einem „Gewohnheitswissen“ wird eine Annahme von „Allgemeinwissen“. Dem auch alle, wenigstens theoretisch, qua Meinungsfreiheit, zustimmen. Hier spielen auch Fragen nach Wahrheit hinein. Ebenso die Frage nach einem inneren Wissen, Gewissen.
In dieser Vorlesung soll zum einen der Blick geschärft werden auf Sprache. Der Umgang mit Begriffen und Worten. Der alltägliche Umgang mit ihr und ihrer tatsächlichen Tiefe, die erst durch das Brennglas ihre Wirkung zeigt und auch Missverständnisse schafft.
Des Weiteren soll eine philosophische Einordnung in die Problemstellung erfolgen.
Wie haben sich Begriffe und deren Inhalt im Laufe der Zeiten und Epochen verändert? Vor allem hier Antike, Scholastik, Renaissance und Aufklärung. Natürlich auch Neuzeit, etwa: John Rawls, Amartya Sen, Hannah Arendt, Michael J. Sandel.
Weiter soll anhand von konkreten Fallbeispielen eine Sensibilisierung, Orientierung, Stellungnahme, also selbst wieder Meinungsbildung, aber auch Schärfung des Bewusstseins von Inhalten erreicht werden, um so, ganz praktisch, die Reflexion in Beruf und Alltag zu erreichen. Die oben genannten Begriffe sind heute wichtiger denn je. Sich selbst Rechenschafft ablegen zu können, Reflexionsfähigkeit in Beruf und Alltag, aber auch die Fähigkeit zu sortieren und einzuordnen, sind heute im Beruf und auch Alltag wichtiger denn je! Das vermeintliche Wissen, kann zu „Beruhigungswissen“ führen und somit zur Neutralität und Meinungslosigkeit. Die Aufmerksamkeit, nun geschärft, muss zu Stellungnahme und Dialog führen. Friedliches Ringen um Wahrheit, Freiheit und Toleranz. Verständnis füreinander um umeinander. Das Vermögen sich in den jeweils Anderen einfühlen zu können und wollen.

Man könnte/müsste fast schon den theologischen Begriff der „Nächstenliebe“ heranziehen, der im Kern eine Ethik für sich enthält!
Gemeinhin geht man immerzu davon aus, je nach dem, von welcher Warte aus man herabschaut, dass die eigene Sicht die einzig richtige sei.
Das Einnehmen der Warte des Anderen, soll dazu führen, nicht in Willkürlichkeit zu gelangen, nicht die Rechtsprechung anzuzweifeln. Ganz im Gegenteil.
Es soll dazu führen, sensibel zu sein, für die Sicht des Anderen. Es soll sensibel machen, wie nötig Recht ist, aber auch ein Dialog durch Beteiligung, um Stellung beziehen zu müssen, eben nicht zu negieren oder zu ignorieren. Interesse für die Anderen, Meinung, Öffentlichkeit und Politik!

Dozent/in: Herr Stickler

Stand: 16.02.2023